Die Sendung «Kassensturz» des SRF hat einen Millionenbetrug mit gefälschten Corona-Tests aufgedeckt. Das Konsumentenmagazin berichtete in seiner Folge vom 11. Oktober (auf Schweizerdeutsch) darüber. So haben Testcenter-Betreiber nie stattgefundene Corona-Tests abgerechnet. Der Schaden wird auf 20 Millionen Franken geschätzt. Bei der Sendung hatten sich geschädigte Zuschauer gemeldet, die Abrechnungen für Corona-Tests erhielten, die sie nie gemacht hatten.
Die falsch abgerechneten Tests wurden vom Bund mit Steuergeldern bezahlt. Alle Zuschauer erzählten «Kassensturz» dasselbe: Auf ihrer Krankenkassen-Abrechnung fanden sie Corona-Tests, die sie sich nicht erklären können. Es wurden Schnelltests zu 36 oder 47 Franken verrechnet, meistens waren es mehrere. Ein Familienvater berichtet von 36 erfundenen Tests, die 1’450 Franken gekostet hätten.
Auf Nachfragen von «Kassensturz» reagierten die betroffenen Ärzte nicht oder verwiesen auf ein Problem beim «Factoring». Dabei rechnet das Testcenter laut «Kassensturz» nicht direkt bei der Krankenkasse ab, sondern verkauft die Test-Abrechnung einem Geschäftspartner. Dieser kann jedoch nicht bei der Krankenkasse abrechnen, weil dies zugelassenen Fachpersonen vorbehalten ist. Er holt dazu mutmasslich verschiedene Ärzte ins Boot, welche die Tests den Krankenkassen weiterverrechnen. Das von der Krankenkasse bezahlte Geld wird abzüglich einer Provision für die Ärzte an den Geschäftspartner weitergeleitet. Die Krankenkasse wiederum fordert das Geld vom Staat zurück.
Santésuisse appelliert an das BAG
Der Krankenversicherungsverband Santésuisse befasst sich laut «Kassensturz» seit Monaten mit dem Thema. Die Kassen hätten über zwei Dutzend Abrechner im Visier, die fragwürdige Tests verrechnet hätten. Matthias Müller, Leiter Kommunikation von Santésuisse, schätzt, dass etwa 1 Prozent der Tests nicht korrekt verrechnet wurde; darunter auch mehrfach abgerechnete oder erfundene. Das mache in der Summe rund 20 Millionen Franken aus.
Santésuisse hat laut Müller das Bundesamt für Gesundheit (BAG) vor Monaten auf die Problematik hingewiesen. Passiert sei noch nicht viel. Müller fordert das BAG auf, juristische Schritte zu ergreifen, damit die Betrüger zur Verantwortung gezogen werden können. «Kassensturz» konfrontierte das BAG, das laut Gregor Lüthy, Leiter Kommunikation, noch keine Strafanzeige eingereicht habe. Die mutmasslichen Betrugsfälle müssten dazu genau analysiert werden, was viel Zeit benötige.
Kommentare