Spanien leidet seit Jahren unter einem hartnäckigen Übel: Es ist nach wie vor eines der europäischen Länder mit dem höchsten Anteil an jungen Erwachsenen, die weder in Ausbildung sind noch arbeiten. Dies geht aus dem jüngsten OECD-Bericht «Bildung auf einen Blick 2023» hervor, auf den Euronews hinweist.
In Spanien sind von dem Phänomen 17 Prozent der jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren betroffen. Der Durchschnitt liegt bei 15 Prozent, wie die zeigen Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Unter den EU-Ländern weisen demnach nur die Tschechische Republik, Italien und Rumänien höhere Quoten auf.
Der Fernsehsender stellt die Frage nach möglichen Ursachen. Für Nacho Sequeira, den Generaldirektor der Exit-Stiftung, die sich für gefährdete Jugendliche einsetzt, liegt das Problem in einer «explosiven Kombination» bestehend aus der Zahl an Schulabbrechern und einer hohen Jugendarbeitslosigkeit.
Im jüngsten OECD-Bericht fallen Sequeira besonders einige Statistiken zu den sogenannten «Ninis» auf, was für «ni estudian ni trabajan» steht und übersetzt «weder studieren sie noch arbeiten sie» bedeutet. Für ihn unterscheidet sich der spanische Fall stark von dem anderer Länder.
Bei den «Ninis» gebe es laut Sequeira zwei unterschiedliche Profile: die Arbeitslosen und die Nichterwerbstätigen. Denn es gebe einige, die verzweifelt nach Arbeit suchten, und andere, die das nicht wollten. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern gebe es in Spanien mehr junge Menschen, die Arbeit suchten und keine fänden.
Jedoch könnte sich das in Zukunft ändern, meint Gara Rojas laut Euronews. Die Analystin bei der OECD weist darauf hin, dass der Trend in den vergangenen zehn Jahren positiv und der spanische Wert für 2022 einer der besten seit 2008 gewesen sei.
Das Geheimnis anderer Länder bestehe darin, der Entwicklung der Schüler im Klassenzimmer Aufmerksamkeit zu schenken. Möglicherweise könne so auch in Spanien verhindert werden, dass die Bildung manchmal zu früh abgebrochen wird, überlegt das Newsportal.
In «Bildungssystemen der zweiten Chance» hätten die nordischen Länder eine lange Tradition, wird ein schwedischer Bildungsexperte zitiert. Das bedeute, die Systeme sollten es ermöglichen, später im Leben ein Studium zu beginnen oder Versäumtes nachzuholen, zum Beispiel in Berufsschulen.
Ein weiterer Grund sei die schwedische Gesetzgebung, die den Gemeinden die Verantwortung für die Nachverfolgung junger Schulabbrecher übertrage. In betroffenen Gegenden würden Massnahmen ergriffen, um den Schülern individueller helfen zu können.
In anderen Ländern mit niedrigeren Abbrecherquoten sei zu beobachten, dass man die Konzentration auf die Lehrer lenke, ergänzt Euronews. Die erfahrensten Lehrer würden an bestimmte, unterstützungsbedürftige Schulen geschickt – und dort besser bezahlt. Vielleicht sei das eine Lektion, die Spanien auch lernen könnte.
Kommentare