Zahlreiche Schweizer Tageszeitungen, darunter auch Der Bund, berichten, dass der Impfstoff des britischen Pharmakonzerns und der Universität Oxford weniger wirksam sein könnte, als die Pharmafirma angibt. Dies, weil er zum Teil nur an jüngeren Personen getestet worden sei. Für die Schweiz sei das bitter: Sie habe bei AstraZeneca die meisten Dosen reserviert.
Nun wachse der Unmut über diese geschönten Informationen. Die Schweiz habe beim Impfprojekt von AstraZeneca und der Universität Oxford 5,3 Millionen Dosen reserviert.
Der Chef des US-Impfstoffprogramms «Warp Speed», Moncef Slaoui kritisierte, es sei möglich, dass der hohe Schutz sich als zufällig herausstelle.
Der Impfstoff ChAdOx1 von AstraZeneca stand bereits früher in der Kritik. Der österreichische Gesundheitsökologe Clemens Arvay befürchtet, dass man sich bei der Impfstoffentwicklung zu wenig um die nötige medizinische Sorgfalt kümmere und so die Gesundheit der Patienten aufs Spiel setze.
Schwer sei insbesondere eine Nebenwirkung zu bewerten, die in der Phase III bei einer englischen Patientin Anfang September aufgetreten war. Sie hatte Symptome einer Transversen Myelitis, also einer Entzündung des Rückenmarkes. Dabei handelt es sich um eine neurologische Erkrankung, die als Autoimmunerkrankung gilt. Die Patientin habe, indes schon nach kurzer Zeit aus dem Krankenhaus entlassen werden können. Ende September habe die Fachzeitschrift Nature berichtet, dass es bereits zuvor möglicherweise einen weniger beachteten Fall einer Transversen Myelitis gegeben hatte, der sich danach mutmasslich in eine Multiple Sklerose entwickelt hatte.
Im Artikel der Deutschen Welle (DW) ist weiter zu lesen, dass bei jedem zehnten Teilnehmer der Phase I/Phase II Studie ein Blutmonitoring durchgeführt worden sei und es sich gezeigt habe, dass bei 46 Prozent dieser Patienten die Neutrophilen, das sind bestimmte weisse Blutkörperchen, vorübergehend abgenommen hätten.
Diese Neutropenie sei nach Ansicht von Arvay ein Anzeichen dafür, dass das Immunsystem durch die Impfung geschwächt werde. Demnach sei die Aufnahme der Phase III nicht gerechtfertigt gewesen. In der Tat sei der Anteil der Probanden, bei denen dies beobachtet wurde, beträchtlich, stimmte auch Prof. Stephan Becker, Direktor des Instituts für Virologie an der Universität Marburg, zu. Denn bei vielen herkömmlichen Impfungen trete eine Neutropenie deutlich seltener auf. Aber es gebe auch immer wieder Ausnahmen davon.