Heilpraktiker und Homöopathen sehen sich seit Jahren einer Kampagne der Anti-Komplementärmedizin-Lobby ausgesetzt, die beide Berufe verbieten lassen will. Wie der Heilpraktiker Newsblog informiert, reichen die Methoden dieser Lobby «von der Studien-Verunglimpfung bis hin zu Nazi-Vergleichen».
Die Kampagne werde seit langem über soziale Medien und Mainstream-Medien geführt, sei nun aber auch in der Politik angekommen, fährt das Portal fort. Nicht nur, dass die Bundesregierung Heilpraktiker und Homöopathen stärker regulieren wolle, wie die aktuelle Kampagne des Gesundheitsministers Karl Lauterbach zeige, die Regierung übernehme inzwischen auch die fragwürdige Methoden dieser Lobby.
Als Beispiel führt der Heilpraktiker Newsblog ein Interview im Schwäbischen Tagblatt an. Anlässlich des Holocaust-Gedenktages hatte dieses Ende Januar ein Gespräch mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Antisemitismus, Felix Klein, geführt. Dieser habe das Thema Heilpraktiker und Homöopathie von sich aus angesprochen und den Bogen vom Heilpraktikergesetz über die Kritik an den Corona-Massnahmen der Regierung bis hin zu Demonstrationen gezogen.
Das Fazit des Regierungsbeauftragten: Er sehe eine «Anschlussfähigkeit von antisemitischen Narrativen», wenn jemand an der Schulmedizin zweifle und die Corona-Massnahmen der Regierung kritisiere.
Ausdrücklich nannte der Regierungsbeauftragte in diesem Zusammenhang Heilpraktiker und Homöopathie. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und erklärte: Da das Heilpraktikergesetz aus dem Jahr 1939 stamme, müssten die Heilpraktiker «ihre Vergangenheit kritisch reflektieren».
Der Dachverband Deutscher Heilpraktikerverbände (DDH) will sich das nicht gefallen lassen und protestierte gegen Kleins Aussagen in einem offenen Brief. Die Sprecherin und Vizepräsidentin des Dachverbandes, die Heilpraktikerin Ursula Hilpert-Mühlig, zeigte sich in dem Schreiben «mehr als erschüttert» über die Aussagen im Interview, insbesondere über die Einordnung des Berufsstandes in einen antisemitischen Kontext:
«Sie bedienen hier das manipulative Muster des Framings, indem Sie Ereignisse, Themen und Personengruppen in einem Deutungsraster zusammenfügen, obendrein gekoppelt mit wertenden Aussagen, und implizieren damit Verbindungen, die Sie mit nichts belegen, ausser Ihren Behauptungen – das ist schon sehr dreist.»
Klein stigmatisiere mit seinem Interview eine ganze Berufsgruppe und diskreditiere den Berufsstand der Heilpraktiker, so der DDH:
«Heilpraktiker ist keine Gesinnung, sondern eine Berufsbezeichnung.»
Der DDH hält «eine Klärung für dringend geboten, zumal das Diffamierungspotential» der Äusserungen des Antisemitismusbeauftragten offensichtlich sei. Der Verband erwarte von Felix Klein «Vorschläge für einen zeitnahem Austausch».
Obendrein hat der DDH eine Petition zur Rettung der Homöopathie gestartet.
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