Der angeblich schnelle Rückgang des arktischen Eises ist ein zentrales Argument für die Vertreter der These von einer menschengemachten Klimaerwärmung und ihrer entsprechenden Politik. So verkündete der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore 2009 gar, dass der Nordpol bis 2013 mit hoher Wahrscheinlichkeit eisfrei sein werde.
Doch der jüngste Bericht von Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der EU, scheint den schnellen Rückgang zu widerlegen. Darauf weist Chris Morrison auf The Daily Sceptic hin.
Dem Bericht zufolge erlebt das arktische Eis ein Comeback. Die Eisbedeckung liegt jetzt sehr nahe am Durchschnitt von 1991 bis 2020, deutlich über dem Tiefpunkt von 2012 und höher als 2020. Im März 2021 war die Ausdehnung des Meereseis nur 3 Prozent unter dem 30-jährigen Durchschnitt.
Quelle: The Daily Sceptic/Copernicus
Die rote Linie in der Grafik links zeigt den Rekord für 2021. Es ist zu erkennen, dass sich Eismenge gegenüber den letzten Jahren vergrössert hat. Die auf der rechten Seite dargestellten Abweichungen vom Durchschnitt im März und September haben sich in den letzten Jahren verringert.
Morrison weist auf spannende historische Beobachtungen hin. So berichtete zum Beispiel der Präsident der britischen Royal Society der Admiralität im November 1817 Folgendes:
«Es wird Ihrer Lordschaft zweifellos zur Kenntnis gelangt sein, dass in den zirkumpolaren Regionen eine beträchtliche Klimaveränderung stattgefunden haben muss, die für uns derzeit unerklärlich ist und durch die die Strenge der Kälte, die seit Jahrhunderten die Meere in den hohen nördlichen Breiten in einer undurchdringlichen Barriere aus Eis eingeschlossen hat, in den letzten zwei Jahren stark nachgelassen hat. (...) Dies ist ein hinreichender Beweis dafür, dass neue Wärmequellen erschlossen worden sind, und gibt uns Anlass zu der Hoffnung, dass die arktischen Meere derzeit zugänglicher sein könnten, als sie es in den vergangenen Jahrhunderten waren».
Wie Morrison anmerkt, zeigen geologische Aufzeichnungen, dass die Erde schon oft eisfrei war. Die heutigen «Alarmisten» würden sich jedoch auf die Geschwindigkeit der Veränderungen konzentrieren. Die historischen Aufzeichnungen zeigten, dass ähnliche Veränderungen in der jüngsten Vergangenheit nicht unbekannt waren.
Der Präsident der Royal Society berichtete weiter:
«Herr Scoresby, ein sehr intelligenter junger Mann, der ein Walfangschiff in Whitby kommandiert, hat letztes Jahr beobachtet, dass 2000 Quadrat-Leguen [eine Legua entspricht drei Meilen] Eis, mit dem die Grönlandmeere zwischen 74° und 80° nördlicher Breite bisher bedeckt waren, in den letzten zwei Jahren vollständig verschwunden sind.»
Um die Wende zum 19. Jahrhundert gab es in der Arktis viel Handel, Fischerei und wissenschaftliche Beobachtungen, erläutert Morrison. Das expandierende britische Imperium habe nach neuen Seewegen gesucht – darunter eine nordwestliche Arktispassage. Dabei habe man auch Beweise für ein erhebliches Abschmelzen des arktischen Eises vor und nach 1817 gefunden – und Hinweise darauf, dass das Eis in späteren Jahren zurückgekehrt ist, um sich daraufhin wieder zurückzuziehen.
Dieses Muster scheint eine Gruppe kanadischer Wissenschaftler bestätigt zu haben, die für Ostneufundland und den Sankt-Lorenz-Golf mehr als 25’000 Aufzeichnungen aus den frühen 1800er Jahren zusammengetragen haben.
Quelle: The Daily Sceptic/NRC Publications Archive
Das obige Diagramm zeigt die geringe Ausdehnung des Meereseis im frühen neunzehnten Jahrhundert. Das deutet darauf hin, dass die damals an die Admiralität in London gemeldeten Beobachtungen die Bedingungen in der gesamten Arktis widerspiegeln. Auch die spätere Zunahme wird durch das Diagramm bestätigt. Die geringeren Eismengen können man offenbar seit den 1930er Jahren beobachten – ein Prozess, der somit vor dem Beginn der Massenindustrialisierung und der verstärkten Nutzung fossiler Brennstoffe begonnen hat.
Morrison verweist zudem auf den emeritierten Professor Ole Humlum, der in seinem jüngsten Klimabericht für die Global Warming Policy Foundation (GWPF) feststellt:
«Der Trend zu einer stabilen oder höheren Eisausdehnung an beiden Polen begann wahrscheinlich 2018 und hat sich seitdem verstärkt.»
Der GWPF-Direktor Dr. Benny Peiser fügte hinzu, dass es aussergewöhnlich sei, dass irgendjemand glaube, es gebe eine Klimakrise. In den letzten 30 Jahren habe sich wenig geändert.
«Der übliche Klimaalarmismus wird hauptsächlich von den Computermodellen der Wissenschaftler angetrieben und nicht von Beobachtungsdaten», fügte er hinzu.
Bezüglich dem arktischen Eis habe seien es gar rund 200 Jahre, während denen sich wenig verändert hat, stellt Morrison fest; manchmal gebe es mehr davon, manchmal viel weniger.
«Vor etwa 20’000 Jahren bedeckte dickes Eis grosse Teile Europas. Das nennt man ‹aus einer Eiszeit herauskommen› », schliesst er.
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Chris Morrison ist der Umweltredakteur des Daily Sceptic.