Lange Zeit galt Belarus als weisser Fleck auf der Covid-19 Landkarte, weil verlässliche Zahlen über die Todesfälle seit Ausbruch der Coronakrise nicht auffindbar waren. Damit ist jetzt Schluss, wie Swiss Policy Research unter Berufung auf eine Datenbank der Vereinten Nationen berichtet.
So sei die Zahl der Todesfälle von der Regierung bislang um den Faktor drei zu niedrig angegeben worden. Doch mit kummuliert zirka 1’400 Covid-19-Sterbefällen läge man in Belarus unterhalb der Zahlen der stärksten Influenzawellen seit 1980.
Diese aktuellen Corona-Zahlen sind insofern von Bedeutung, als daß die Regierung in Minsk keinen Lockdwon verhängte und auch keine Maskenpflicht einführte.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass die demografische Situation in Belarus anders ist als in den meisten westeuropäischen Ländern: Es gibt wenig Menschen in der höchsten Altersstufe. Aktuell leben rund 9,5 Millionen Menschen im Land. Die Lebenserwartung für Männer beträgt nur 66 Jahre (extensiver Alkohol- und Tabakkonsum und anderes tragen zu diesem relativ niedrigen Wert bei). Weissrussische Frauen hingegen haben eine 12 Jahre höhere Lebenserwartung.
Das zeigt: Die am meisten durch Covid-19 gefährdete Altersgruppe (Männer im Alter von über 75 Jahren) ist in Belarus klein.
Damit wird Belarus zum Beweis dafür, dass funktioniert, was mehrere Experten zu Beginn der Pandemie empfohlen hatten: Schutzmassnahmen auf die Risikogruppen fokussieren, denn Lockdowns würden mehr schaden als sie nützen. Die meisten Länder weltweit haben mit Lockdowns unterschiedlicher Intensität und ebensolcher Maskenpflicht das Gegenteil getan: Sie sind der Beweis dafür, dass es nicht funktioniert hat.