Die Zukunft des umstrittenen öffentlichen Gesichtserkennungssystems in Buenos Aires ist noch ungewiss. Das System war 2022 suspendiert worden, nachdem es zu irrtümlichen Verhaftungen geführt hatte. Ausserdem war bekannt geworden, dass es zur Bespitzelung von Bürgern eingesetzt wurde.
Die Stadtverwaltung möchte das Überwachungssystem, das als System zur Gesichtserkennung von Flüchtigen (SNRP) bekannt ist, wieder in Betrieb nehmen. Auch Präsident Javier Milei, der seit Dezember im Amt ist, hat Interesse am Einsatz dieser Technologie. Der Radikalliberale hatte vorgeschlagen, mittels der Gesichtserkennung diejenigen zu identifizieren, die gegen seine Sparpolitik protestieren, und deren Leistungen zu kürzen.
Ein Gericht entschied jedoch im Februar, dass das System weiterhin ausgesetzt bleibt. Es bestehe noch immer keine Einigung darüber, wie die Technologie kontrolliert werden solle. Die Stadtverwaltung und Datenschutzgruppen seien angewiesen worden, vor der Wiedereinführung einen institutionellen Rahmen, ein Budget und einen klaren methodischen Plan für die Prüfung des Systems vorzulegen, berichtet Biometric Update.
Das Gesichtserkennungssystem in Buenos Aires wurde 2019 mit dem vorgeblichen Ziel eingeführt, flüchtige Personen zu identifizieren. Es offenbarte jedoch schon bald seine Unzulänglichkeiten, nachdem es zu einer irrtümlichen Verhaftung geführt hatte. Guillermo Ibarrola musste eine Woche im Gefängnis verbringen, nachdem er mit einem mutmasslichen Kriminellen gleichen Namens verwechselt worden war.
Später gab es weitere Skandale. So wurde 2022 aufgedeckt, dass die Anlage mit ihren 300 Kameras dazu benutzt worden war, Daten über Journalisten, Politiker und Menschenrechtsaktivisten zu sammeln. Daraufhin gewannen Nichtregierungsorganisationen eine Klage gegen den Betrieb des Systems. Ein Gericht entschied, dass die Stadtverwaltung die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der Rechte der Einwohner nicht eingehalten hatte.
Rechtsexperten warnten, dass das System eine Bedrohung für die Rechte der Bürger darstelle und fehleranfällig sei, so die Japan Times. Die Ombudsfrau von Buenos Aires, Maria Rosa Muinos, habe gesagt, die notwendigen Sicherheits- und Transparenzprüfungen seien nicht durchgeführt worden, als das System ursprünglich installiert wurde. Datenschützer hätten eine detaillierte Studie gefordert, in der die Risiken, der Nutzen und die Auswirkungen bewertet werden sollen.
Trotz dieser Probleme haben die Regierungsbehörden argumentiert, dass die Technologie bei der Verbrechensbekämpfung von Nutzen sei. Zum Zeitpunkt der Aussetzung des SNRP-Systems hätten in Buenos Aires mehr als 1700 Flüchtige aufgespürt werden können. Darunter seien auch Personen, die eines Mordes, Raubes oder Sexualverbrechens beschuldigt wurden.
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