In einem Artikel auf der Plattform Inside Paradeplatz hatte ein anonymer Autor die Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA heftig kritisiert. Er wies auf mangelnde Transparenz und fehlende Kontrollmechanismen hin.
Nun meldete sich der ehemalige Nationalrat und Preisüberwacher Rudolf H. Strahm in der Handelszeitung zum Thema mit einer anderen Sicht. Der Anlass war wiederum der Zusammenbruch der Credit Suisse im letzten Jahr. Strahm hat den Beitrag auch auf seiner Webseite veröffentlicht.
Die FINMA habe, so schreibt Strahm, nach acht Monaten des Schweigens einen 90-seitigen Bericht mit dem Titel «Lessons learned aus der CS-Krise» veröffentlicht, der aufzeige, dass die Credit Suisse (CS) bereits seit einem Jahrzehnt ein Sorgenkind der Aufsichtsbehörde war. Der Bericht weise darauf hin, dass die FINMA Schwierigkeiten hatte, die obersten Verantwortlichen der Bank zu überwachen und zu sanktionieren.
In den letzten Jahren wurde die FINMA laut Strahm vor und hinter den Kulissen in Bern schlecht gemacht, eingeschüchtert und geschwächt. Politischer Druck wurde durch parlamentarische Vorstösse ausgeübt, die auf eine Beschränkung der FINMA abzielten.
Beispielsweise wurde 2017 eine Motion verabschiedet, die eine klare Verantwortungstrennung zwischen Finanzmarktpolitik und Finanzmarktaufsicht forderte. Ein Jahr später wurde eine weitere Motion eingebracht, die die Finanzmarktaufsicht aufforderte, sich auf ihren Kernauftrag zu konzentrieren.
Strahm hebt hervor, dass diese politischen Druckversuche eine Umgebung schufen, in der die FINMA Schwierigkeiten hatte, ihre Aufsichtsfunktion effektiv auszuüben.
Strahm erwähnt namentlich informelle Kontakte und Treffen zwischen dem Finanzminister, Bundesrat Ueli Maurer, und dem Präsidenten der Schweizerischen Bankiervereinigung, Herbert J. Scheidt, sowie dem CEO der FINMA, Mark Branson.
Der Artikel hebt hervor, dass die vermutete «Zugriffsangst im Governance-Bereich» der FINMA auf politische Einflüsse und deren Schwächung zurückzuführen war.
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