Der St. Galler Virologe Petro Vernazza erinnert daran, dass während der beginnenden AIDS-Epidemie in den 1980er Jahren ein Impfstoff versprochen wurde – und zwar innert zwei Jahren. Auf diesen Impfstoff warte die Welt noch heute. Im aktuellen Wettlauf für einen neuen Corona-Impfstoff geht Vernazza einig mit B.S. Graham, der in der renommierten Zeitschrift Science fordert, dass man die Sicherheitsbedenken bei der Entwicklung von Impfstoffen nicht vernachlässigen dürfe, weil die Gefahr drohe, dass Antikörper anstatt einen Schutz zu vermitteln, eine Infektion der Zielzelle sogar begünstigen könnten. Ein sogenanntes ‚Antibody-dependent-enhancement’ (ADE) wurde für SARS-CoV tatsächlich beschrieben.
Vernazza: «Auch wenn ich nicht daran glaube, dass wir bereits im nächsten Frühling mit Impfen beginnen können, erachte ich es als möglich, dass ein Impfstoff, der sehr gezielt neutralisierende Antikörper gegen die Andockstelle des Virus bildet und keine ‚falschen’ Antikörper und ADE auslöst, doch grundsätzlich möglich sein wird.»
Aber er fragt sich, «…was wir dann am Ende mit dem Impfstoff anstellen.» Denn laut Vernazza sind 80% der Personen, die es besonders zu schützen gilt, über 70 Jahre alt, und die Erfahrung mit Grippe-Impfungen zeige, dass gerade bei älteren Menschen eine ungenügende Immunantwort auf die Impfungen erfolge. Somit sei exakt die Bevölkerungsgruppe, die von der Impfung profitieren sollte, voraussichtlich durch die Impfung nicht ausreichend geschützt.