Globaler Diversitätsverlust im biologischen, anthropologischen und geologischen Bereich begünstigt die Entstehung von Zoonosen, fanden Forscher des Konrad-Lorenz-Instituts Klosterneuburg (KLI) heraus. Der Artikel erschien kürzlich im Fachblatt Science of the Total Environment.
«Wir können die Pandemie als Folge des vom Menschen verursachten Diversitätsverlustes der Geosphäre und Biosphäre betrachten, welcher sich rückwirkend auch auf die Vielfalt der Anthroposphäre auswirken kann», sagt Dr. Roberto Cazzolla Gatti, Erstautor des Artikels.
Die Verfasser interpretieren die Pandemie als Resultat verringerter menschlicher, biologischer und geochemischer Vielfalt. Diversität stelle den wichtigsten Lösungsansatz dar, um mit Pandemien und deren Folgen umzugehen.
Wenn wir lernen wollen, mit der Pandemie umzugehen, müssen wir sie als komplexes globales Phänomen mit weitreichenden zeitlichen und räumlichen Wechselwirkungen verstehen. Derzeit mangele es jedoch gerade an solchen ganzheitlichen Forschungsansätzen, urteilen die Autoren.
Vom Menschen ausgehende Stressfaktoren, wie etwa die Ausbeutung biologischer und geologischer Ressourcen, führten zur verringerten Widerstandsfähigkeit und haben schliesslich drastische Auswirkungen auf natürliche und menschengemachte Systeme, heisst es im Artikel. Auch die unmittelbaren Reaktionen auf die Pandemie — wie etwa grossräumige Lockdowns — scheinen der Umwelt zwar kurzfristig Erleichterung zu bringen, können aber langfristig negative Folgen haben.
Die Autoren rufen daher Politik und Entscheidungsträger eindringlich zu sofortigen Massnahmen für Rehabilitation, Schutz und Förderung globaler Vielfalt auf. So setzt das KLI Team auf die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, um gemeinsam neue Strategien zu erarbeiten.
Das KLI Klosterneuburg ist ein unabhängiges österreichisches Forschungsinstitut mit den Schwerpunkten Lebenswissenschaften und Nachhaltigkeitsforschung.