Eine Diskussionsrunde mit dem Titel «Wie Technologien die SDG-Lücke schliessen» veranstaltete das Weltwirtschaftsforum (WEF) letzte Woche im Rahmen seiner «Sustainable Development Impact Meetings». Das Portal The Sociable publiziert eine kommentierte Zusammenfassung.
Die Einführung der digitalen Kennzeichnung von Produkten, Investitionen in alternative Proteine wie Insekten und naturbasierte Lösungen und die Festsetzung eines Preises für Naturkapital sind laut einer Podiumsdiskussion des WEF mögliche Wege, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen voranzubringen.
Digitale ID für Produkte und Kreislaufwirtschaft
Die Leiterin für globale Kreislaufwirtschaft bei Accenture, Wesley Spindler, hob das Beispiel der EON-ID hervor. Dieses Unternehmen stellt winzige RFID-Fäden her, die jedes Produkt in der Bekleidungsindustrie rückverfolgbar machen. Die RFID-Technologie (Radio-frequency identification) kennen wir schon von den sogenannten Funketiketten. Das Portal zitiert Spindler:
«Sie (...) haben im Wesentlichen einen ‹digitalen Produktpass› für Modeprodukte entwickelt, um mehr Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu schaffen und letztlich den ökologischen Fussabdruck dieser Produkte während ihres gesamten Lebenszyklus zu verringern.»
Ein grosser «Befürworter der digitalen Identifizierung von Menschen und Gegenständen, einschliesslich Kleidung, da diese zur Kreislaufwirtschaft beitragen», ist laut The Sociable das WEF.
Die Kreislaufwirtschaft mit ihrer Betonung der Wiederverwendung und des Recyclings von Materialien klinge auf den ersten Blick grossartig. Tatsächlich sei jedoch das Geschäftsmodell der Kreislaufwirtschaft die Inspiration für den Satz des WEF: «Du wirst nichts besitzen und du wirst glücklich sein».
Laut WEF handele es sich bei dem Geschäftsmodell «Product as a Service» um ein Kreislaufwirtschaftsmodell, bei dem «der Kunde eine Dienstleistung für einen begrenzten Zeitraum erwirbt, während der Anbieter das Eigentum an dem Produkt behält und motiviert bleibt für die fortlaufende Wartung, Langlebigkeit, Aufrüstung sowie die Behandlung des Produkts am Ende der Nutzung».
Während die Befürworter der Kreislaufwirtschaft also Nachhaltigkeit und Recycling predigten, sprächen sie sich auch für eine «Abkehr von Eigentum und Akkumulation hin zu dienstleistungsbasierten Modellen» aus, wie im Circularity Gap Report 2023 beschrieben, der auf der diesjährigen WEF-Jahrestagung in Davos vorgestellt wurde.
«Naturbasierte Lösungen»
Investitionen in Technologien und Unternehmen, die «naturbasierte Lösungen» produzieren, könnten dazu beitragen, die SDG-Lücke zu schliessen. Mit dieser Aussage der globalen Leiterin der Lebensmittel- und Energienetzwerke der Rabobank-Gruppe, Suzanne van Tilburg, fährt The Sociable fort. «Naturbasierte Lösungen» bedeutet: nachhaltiges Management und Nutzung natürlicher Merkmale und Prozesse.
Es sei dringend notwendig, die Wertschöpfungskette zu modernisieren, Anreize zu schaffen und nachhaltig zu gestalten. Dazu brauche man für die traditionellen Finanzierungs-, Produktions- oder Verbrauchsmethoden auf allen Ebenen Innovationen und kreative Lösungen.
Auf die Frage, warum naturbasierte Lösungen für die Erreichung der SDGs wichtig seien, sagte Van Tilburg, dass es keine grössere Kohlenstoffsenke als Land gebe und dass das Problem mit dem Wasser darin bestehe, dass es keinen Preis dafür gebe.
«Das Wasser ist umsonst da, und das Problem mit dem Wasser ist, dass es keinen Wert hat – es hat keinen Preis. Wenn man also von naturbasierten Lösungen spricht, dann geht es um Investitionen in die Natur und die Freisetzung von Naturkapital, und das muss einen Preis haben.»
Hier erinnert das Portal an den ehemaligen Berater der Bank of England, Michael Sheren. Auf der letztjährigen UN-Klimakonferenz habe er davon gesprochen, «Preise für Wasser, Bäume und Artenvielfalt festzulegen» und wie wir damit beginnen sollten, natürliche Ressourcen «in Wert zu setzen».
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