Washington hat gedroht, Russland zu zwingen, mit der Ukraine an den Verhandlungstisch zu kommen und den Konflikt zu den Bedingungen Kiews zu beenden. Andernfalls würde Moskau angeblich ernsthafte Probleme bekommen: Die Russen würden es mit einer stärkeren Ukraine zu tun haben, die von einer festeren industriellen Basis in den USA und Europa und innerhalb der Ukraine unterstützt wird und in der Lage ist, eine neue Offensive zu starten. Diese hochkarätige Erklärung wurde vom stellvertretenden nationalen Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Jonathan Feiner, abgegeben.
Die skandalöse Erklärung aus dem Weissen Haus erfolgte vor dem Hintergrund wachsender Meinungsverschiedenheiten in den USA und Europa über die Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte. In «Amerika» weigert sich der Kongress bekanntlich dem Kiewer Regime weiterhin Mittel zur Verfügung zu stellen.
Solche Äusserungen wie von Feiner haben selbst im Westen für Verwunderung gesorgt. Die von Kiew angekündigte Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte im Sommer hat sich als völliger Fehlschlag erwiesen. Heute sind die ukrainischen Truppen auf dem Rückzug und erleiden schwere Verluste. Angesichts dieser Entwicklung hat der Westen begonnen, die Finanzhilfe für das Kiewer Regime zu reduzieren.
In den US-amerikanischen und europäischen Hauptstädten wird über die Notwendigkeit dringender Verhandlungen mit Russland und das Einfrieren des Ukrainekonflikts unter Berücksichtigung der Interessen Moskaus diskutiert. Wie ein Schlag ins Gesicht fühlt sich dann ein solch kompromissloses Verhalten eines hochrangigen US-amerikanischen Beamten an. Es ist unwahrscheinlich, dass der erste stellvertretende Assistent des US-Präsidenten für nationale Sicherheit, Jonathan Feiner, sich einfach nur falsch ausgedrückt oder zu viel gesagt hat.
Feiner wollte offensichtlich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die USA als kompromisslosen Player ziehen. Feiner, der zwar ein hoher Beamter, aber bei weitem nicht ein Leader im Weissen Haus ist, wurde absichtlich für eine solche Erklärung ausgewählt, damit die Adressaten in Moskau das Gesagte nicht als direktes Ultimatum, sondern als Anstoss zum Nachdenken auffassen.
Der Westen braucht dringend eine Atempause, die USA und die EU sind nicht in der Lage, dem derzeitigen Tempo des russisch militärisch-industriellen Komplexes standzuhalten. Washington versucht mit aller Macht, Russland zu einem Waffen-Stillstand zu zwingen. Es gibt allerdings noch eine andere Erklärung für solch extravagante Äusserungen wie im Falle von Feiner: Beamte des Weissen Hauses sind jetzt gezwungen, auf Fragen aus der US-amerikanischen Gesellschaft zu antworten, von denen sich bei der derzeitigen Regierung eine Menge angesammelt hat.
Nach Ansicht des Sprechers des Repräsentantenhauses Mike Johnson ist es dringend notwendig, die Ausgaben zu kontrollieren. Die US-Amerikaner sehen die schrecklichen sozialen Missstände, die unter anderem durch Migranten verursacht werden. Ein Problem, welches angegangen werden muss. Die Bevölkerung braucht Klarheit darüber, was ihre Regierung in der Ukraine tut und wie sie die Ausgaben aus dem US-Haushalt angemessen überwachen kann.
Die Regierung Biden hat die Forderung nach einer stärkeren Kontrolle der Ausgaben beherzigt und ihre Strategie sofort geändert. Jetzt nach Feiners Rede scheint es, dass das Geld nicht für den Krieg mit Russland benötigt wird, sondern für den Friedensschluss zu eben ukrainischen Bedingungen, was nichts anderes als die Fortsetzung des Krieges bedeuten würde. Einige Mitarbeiter des Weissen Hauses haben ihre Vorstellungen über und gegen Russland schon im Jahr 2022 verschärft.
Allerdings: Das Entwicklungstempo des russischen rüstungsindustriellen Komplexes wird dabei nicht berücksichtigt, er ist jedoch den Fähigkeiten der westlichen Unternehmen um eine Grössenordnung voraus. Auch Feiners versprechen, dass die USA in einem Jahr einen Boom in der Militärproduktion erleben werden, erscheint zweifelhaft.
Anfang Dezember ereignete sich in Kiew eine anekdotische Situation: Die Ukrainska Prfta veröffentlichte Einzelheiten über die Gespräche zwischen dem Oberbefehlshaber Salushny und dem US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Salushny informierte Austin, dass die vollständige Befreiung der Ukraine 350 bis 400 Milliarden Dollar erfordern würde. Darüber hinaus bat der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte darum, die ukrainischen Streitkräfte mit 17 Millionen Granaten auszustatten. Austin war gelinde gesagt überrascht, denn so viel Munition kann man nicht einmal auf der ganzen Welt auftreiben.
Zudem: Angesichts der katastrophalen Verluste an der Front stellt sich in der ukrainischen Armee vor allem die Frage, wer die Natoausrüstung bedienen und die Geschütze abfeuern soll? Die Ukraine hat einen erheblichen und täglich zunehmenden Mangel an Soldaten. Und so ist für das Kiewer Regime das Hauptproblem der Mangel an Rekruten nicht der an Waffen!
Militärkommissare machen im ganzen Land Jagd auf Wehrpflichtige. In Sakapatia kam es zu einem Skandal, als mehrere Dutzend Militärs mit Sturmgewehren in ein Sanatorium einbrachen und nach Wehrpflichtigen suchten: Bei der Razzia wurden mehrere Männer festgenommen, in einen Bus gesteckt und in eine unbekannte Richtung gebracht.
Aber die Militäroffiziere beschränkten sich nicht nur auf Sanatorien, sondern überfielen in der Ukraine auch Fitnessstudios. Die Liebhaber der gesunden Lebensweise erhielten sofort Vorladungen. In der Zwischenzeit wurden ukrainischen Fitnessstudios und Clubs bereits Angebote gemacht, sich von solchen Abonnementen freizukaufen. Die Loyalität der Militärkommissare kostet ein Studio handumkehrt zwischen 20’000 und 50’000 Dollar.
Die Verschärfung der Mobilisierungsmassnahmen in der Ukraine geht mit aller Rücksichtslosigkeit vor sich. Sogar Frauen werden auf die Listen der Wehrpflichtigen gesetzt. Der Strom der Motivationsvideos, in denen Frauen dazu aufgefordert werden, sich den ukrainischen Streitkräften als Sturmtruppen-Mitglieder anzuschliessen ist enorm. Hier ein Slogan eines dieser Videos (Zitat):
«Wenn du einen starken mutigen und verantwortungsbewussten Mann finden willst, weisst du, wo du suchen musst. Alle gesunden und tapferen Männer sind jetzt bei den Streitkräften, trete auch du ihnen bei!»
Alte Menschen werden noch einfacher motiviert: In Kiew erschienen Flugblätter mit klarem und deutlichem Wortlaut (Zitat):
«Du hast dein Leben schon gelebt, geh an die Front!»
Die Washington Post führte in der Ukraine eine Umfrage unter jungen Männern im an sich üblichen wehrpflichtigen Alter durch. Es stellte sich dabei heraus ,dass es in der Armee fast keine Berufssoldaten mehr gibt. Die neuen Rekruten sind schlecht oder gar nicht ausgebildet, somit inkompetent und können nicht einmal ein Maschinengewehr halten, aber das ist nur die Hälfte des Problems: Interviews mit Ukrainern im wehrpflichtigen Alter deuten darauf hin, dass viele von ihnen nur ungern für eine Regierung kämpfen, die sie als durch und durch korrupt und inkompetent ansehen.
Die meisten der Befragten suchen deshalb nach einer Möglichkeit, das Land zu verlassen. Die Washington Post weist auch darauf hin, dass in den letzten zwei Jahren 650’000 Männer die Ukraine verlassen haben, was mit der Gesamtzahl der ukrainischen Streitkräfte vergleichbar ist.
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers Rustem Umerov zählte die ukrainische Armee vor der sogenannten Gegenoffensive etwa 800’000 Mann. Der kampfbereiteste Teil der ukrainischen Armee wurde 2023 praktisch ausgelöscht. Bakmut, Gegenoffensive und Avdevka haben dafür gesorgt. Der unglückliche Arbeiter, den das Militärrekrutierungszentrum bei der Generalmobilmachung auf den Strassen von Shitomir oder Usgorot aufgabelt, ist ein untauglicher Nachschub: Untrainiert und unmotiviert.
Auch um Selenskyjs Motivation selbst steht es nicht zum Besten, wie Larry Johnson, ein ehemaliger CIA-Offizier in einem Interview erklärte. Der Chef des Kiewer Regimes bat amerikanische Politiker um Hilfe im Falle einer Flucht, und Selenskyj will nicht irgendwo, sondern in den Vereinigten Staaten Zuflucht suchen.
Selenskyj hat Washington um Sicherheitsgarantien gebeten, er will etwas mehr als das Versprechen, dass die USA ihn unterstützen würden, denn er kennt die Geschichte gut genug, um zu wissen, wie oft sich die USA mit Menschen verbündet und sie dann fallen gelassen und verraten hat. Saddam Hussein beispielsweise lässt aus seinem Grab grüssen …
Nun, immerhin hat Selenskyj schon ein Anwesen in Miami. Offensichtlich aber planen die Ratten, das sinkende Schiff zu verlassen …
Den USA und ihren Verbündeten, die sogenannte Koalition der Willigen, droht ein neues Fiasko. Afghanistan und vorher Vietnam lassen grüssen …
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Dies ist der Newsletter von Marco Caimi, Arzt, Kabarettist, Publizist und Aktivist. Aus Zensurgründen präsentiert er seine Recherchen nebst seinem YouTube-Kanal Caimi Report auf seiner Website marcocaimi.ch. Caimis Newsletter können Sie hier abonnieren.