Kiew will die ukrainische Rüstungsindustrie weiter ausbauen und setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit westlichen Konzernen. Das berichtet der aussenpolitische Informationsdienst German Foreign Policy (GFP) in einem aktuellen Beitrag. Danach sollen auch US-Rüstungskonzerne ins Land geholt werden, nachdem der deutsche Konzern Rheinmetall bereits eine Panzerfabrik baut.
Die ukrainische Regierung wolle Anfang Dezember auf einer Konferenz in Washington für die Ansiedlung von US-Rüstungsfabriken in der Ukraine werben. Rheinmetall sei bereits mit der Instandsetzung an der russisch-ukrainischen Front beschädigter Panzer präsent. Der deutsche Konzern wolle langfristig bis zu 400 Kampfpanzer vom Typ «Panther» in der Ukraine fertigen – «auch für den Export, da die Löhne in der Ukraine extrem niedrig sind».
Dem Bericht nach will Kiew mit Joint Ventures von westlichen Rüstungskonzernen und der einheimischen Industrie einerseits künftig wegfallende Waffenlieferungen aus dem Westen ersetzen. Andererseits wolle sich die Ukraine als zentrale Rüstungsdrehscheibe positionieren.
«Die Herstellung von Kriegsgerät soll künftig zu einer Hauptbranche der ukrainischen Wirtschaft werden; Regierungsmitglieder sehen ihr Land auf dem Weg, bis zum Jahr 2040 ‹die führende Nation in der Rüstungsindustrie› zu werden», so GFP.
Damit wollen die derzeit führenden Kräfte in der Ukraine diese anscheinend von der «Kornkammer Europas» zu dessen Rüstungsschmiede machen. Sie sehen laut GFP im Aufbau einer starken Rüstungsindustrie ein wichtiges Element der Sicherheitsgarantien für die Ukraine, die mit Blick auf mögliche Verhandlungen mit Russland über eine Beendigung der Kämpfe immer wieder gefordert werden.
Kiew schreibe der Branche eine tragende Funktion beim Wiederaufbau der ukrainischen Wirtschaft zu. Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Ukraine zu einem «grossen militärischen Knotenpunkt» machen, wie er kürzlich GFP zufolge nach nach Abschluss des «Forums der Verteidigungsindustrie» erklärte. Der Minister für strategische Industrie der Ukraine, Oleksandr Kamyschin, habe erklärt: «Wir wollen bis 2040 die führende Nation in der Rüstungsindustrie sein.»
Den westlichen Rüstungskonzernen werden dem Bericht nach zahlreiche finanzielle Vergünstigungen angeboten, um sie ins Land zu holen. Die niedrigen Löhne in der Ukraine haben bereits den deutschen Konzern Rheinmetall angezogen. Er kooperiert mit dem ukrainischen Konglomerat Ukroboronprom, das mittlerweile in Ukrainian Defense Industry (UDI) umbenannt worden ist. «Die Gründung eines Joint Ventures der beiden Konzerne wurde am 24. Oktober offiziell in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz vollzogen», stellt GFP fest.
Nach der Reparatur beschädigter Panzer soll das gemeinsame Unternehmen später Schützenpanzer des Modells «Lynx» und Kampfpanzern vom Typ «Panther» bauen. Dafür könnten die existierenden ukrainischen Panzerwerke genutzt werden. Langfristig will Rheinmetall laut GFP in einer neu zu bauenden ukrainischen Panzerfabrik bis zu 400 «Panther» jährlich produzieren, auch für den Export. Die Fertigung in der Ukraine gelte aufgrund der überaus niedrigen Löhne im Land als vorteilhaft.
Der Informationsdienst macht darauf aufmerksam, dass westliche Rüstungskonzerne den Ukraine-Krieg bereits nutzen, um neue Waffensysteme zu testen. «Britische Hersteller etwa beobachteten genauestens, wie ihre Produkte sich unter Kampfbedingungen bewährten, bestätigte kürzlich der britische Staatsminister für die Streitkräfte, James Heappey», teilte das Portal mit. Die Weiterentwicklung der Rüstungsprodukte erfolge in einem Tempo, das nur «in Kriegszeiten» erwartet werden könne. Auch Informationen über die russischen Waffen würden ausgewertet.
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