Der ehemalige Pioniermajor Wolfgang Effenberger konnte während und nach seiner Tätigkeit bei der deutschen Bundeswehr tiefe Einblicke in die Hinterzimmer-Überlegungen der NATO erhalten. Davon ausgehend hat er sich umfassend mit den geschichtlichen Abläufen und den Einflüssen mächtiger Männer und Dynastien befasst. Deren Hauptinteresse bestehe darin, Profit durch Kriege zu machen, urteilt er.
Nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr 2001 hat Effenberger ein Dutzend Bücher verfasst und über hundert Artikel geschrieben. Seine persönliche Motivation, die geopolitischen Zusammenhänge aufzudecken, fasst er so zusammen: «Völkerrecht statt Präventivkrieg.»
Bei seinem Vortrag «Die unterschätzte Macht – Warum die Welt keinen Frieden findet» im Juli 2023 gab Effenberger sein Wissen über die Global Player und deren Ziele weiter. Dabei beleuchtete er diese Themen:
- Die Wurzeln der heutigen Kriegspolitik
- Die Herren des Geldes und der 1. Weltkrieg
- Die Wolfowitz Doktrin
- Die neue Verteidigungsausrichtung
- Ukraine als Rammbock für den Krieg gegen Russland
- Geostrategische Ziele der USA
- Ausblick, wie eine friedvollere Gesellschaft geschaffen werden kann
Hinsichtlich der Frage, warum die Welt keinen Frieden finde, zitiert Effenberger zu Beginn Aussagen einiger bekannter Persönlichkeiten:
«Die grössten Triumphe der Propaganda wurden nicht durch Handeln, sondern durch Unterlassung erreicht. Gross ist die Wahrheit, grösser aber, vom praktischen Gesichtspunkt, ist das Verschweigen der Wahrheit.» – Aldous Huxley
«Es ist normal, dass Sieger die Geschichte in den Mülleimer werfen und Opfer sie ernst nehmen.» – Noam Chomsky
«Unsere ausländischen Kriegszüge sind so alt wie unsere Geschichte. Wir haben eine Tradition der Gewalt, die von unseren verschiedenen Präsidenten mit mehr oder weniger grossem Geschick gehandhabt wurden.» – Ramsey Clark, ehemaliger US-Justizminister
Effenberger erläutert detailliert, wie eine Gruppe von mächtigen Industriekapitänen, auch «Räuberbarone» genannt, seit dem Gewinn des US-amerikanischen Bürgerkrieges 1865 die Fäden in der Welt zieht. In diesem Zusammenhang erwähnt er Andrew Carnegie, John D. Rockefeller, J.P. Morgan oder Cornelius Vanderbilt.
Im amerikanischen Bürgerkrieg, in dem der Norden gegen den Süden kämpfte, sei es nicht um die Sklaverei gegangen, so Effenberger, sondern um den Aufstieg der Industrie und des Finanzwesens des Nordens. Letztendlich habe das mobile spekulative Kapital des Nordens über das Immobilienkapital des Südens gesiegt. Die Kriegsgewinner seien zu unglaublichem Reichtum gelangt und sie seien verantwortlich für die Gründung der Federal Reserve Bank (1913).
Das alles habe dazu geführt, dass bei grossen aussenpolitischen Entscheidungen – wie der über Krieg und Frieden – im US-Kongress fast immer einheitlich abgestimmt werde. Denn die multinationalen Konzerne hätten einen enormen Einfluss. Daran habe sich bis heute wenig geändert. Die Herren der verschiedenen Trusts würden den Lauf der Welt bestimmen.
Effenberger berichtet darüber, wie die «Räuberbarone» ihre Macht im Laufe der Zeit immer weiter ausbauten. Auch durch geschickt eingefädelte Hochzeiten der US-Dollar-Prinzessinnen mit dem britischen Adel.
Als Hauptproblem der aktuellen Weltlage sieht er den Umstand, dass die Geschehnisse der ersten beiden Weltkriege nicht aufgearbeitet wurden. Und um zu skizzieren, worum es beispielsweise beim 1. Weltkrieg ging, zitiert er den Erzbischof von New York, Kardinal Murphy Farley, der im Juli 1914 schrieb:
«Der Krieg, der in Vorbereitung ist, wird ein Kampf zwischen dem internationalen Kapital und den regierenden Dynastien sein. Das Kapital wünscht niemanden über sich zu haben, kennt keinen Gott und keinen Herrn und möchte alle Staaten als grosses Bankgeschäft regieren lassen. Ihr Gewinn soll zur alleinigen Richtschnur der Regierenden werden. Business einzig und allein.»
Das habe geklappt, konstatiert Effenberger. Die Dynastien auf dem Kontinent, wie die Romanows, die Habsburger oder die Hohenzollern, seien weggewischt worden, nur die angelsächsischen Dynastien – von England bis Schweden – hätten fortbestehen dürfen.
Die Geldelite, die hinter allem stehe, wolle jetzt noch weiter eingreifen, um die Welt ausplündern zu können. Jetzt laute der Schlachtruf: «No borders, no Nations».
Dabei gehen die «Räuberbarone» laut Effenberger immer nach dem gleichen Muster vor: An den Plätzen, an denen sie eine Transformation forcieren wollen, wird ein Aufruhr angezettelt, der Krisen und Konflikte auslöst und zum Krieg führt. Das hätten wir in vielen Ländern gesehen, wie beispielsweise in Libyen, Syrien oder auch der Ukraine.
Die 1949 gegründete NATO spiele dabei eine elementare Rolle, argumentiert der ehemalige Bundeswehroffizier. Im Bündnisvertrag werde die Einsicht verlangt, dass der wirtschaftliche Wiederaufbau (Marshall-Plan) und Stabilität wichtige Elemente der Sicherheit seien. Wenn man also einen Krieg plane, müsse man die wirtschaftlichen Kapazitäten im Vorfeld bereitstellen – und daran würden sich immer die gleichen Industriekapitäne bereichern.
Lord Ismay, der erste Generalsekretär der NATO, habe ganz offen zugegeben, worum es bei deren Gründung ging: «Keep America in, the Russians out, and the Germans down». An dieser Motivationslage habe sich bis heute nichts geändert, urteilt Effenberger und schildert, wie die «Räuberbarone» in erschreckender Art und Weise vorausplanen und Kriege in die Wege leiten: Schon Jahre vorher würden Leitlinien zur Verteidigungsplanung erstellt.
Auch über positiv anmutende Friedensorganisationen, die sich um Waffenkontrolle oder Hungerhilfe kümmerten, bringe man subversive Kräfte ins Land. So komme man in den Krieg. Zudem nutze man inszenierte Ereignisse wie 9/11, um die Welt mit Krieg zu überziehen.
Ein spannender zweistündiger Vortrag, den jeder hören sollte, um die aktuelle Lage und die geopolitischen Zusammenhänge besser zu verstehen.
Ohne die Aufklärung dieser Hintergründe werde man einem grossen 3. Weltkrieg kaum ausweichen können, befürchtet Wolfgang Effenberger. Denn schon im September 2014 habe das Pentagon das Dokument TRADOC 525-3-1 «Win in a Complex World 2020-2040» verabschiedet, das die amerikanischen Streitkräfte auf einen Krieg gegen Russland und China vorbereite.
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