In einem Meinungsbeitrag für die Jerusalem Post beleuchtet der jüdische Experte für internationale Beziehungen, Jeremiah Rozman, die aktuellen Herausforderungen, denen sich Israel im Konflikt mit der Hamas gegenübersieht. Der US-Amerikaner schreibt:
«Der Zionismus ist der Traum von der jüdischen Selbstbestimmung als Lösung für die jahrhundertelange antisemitische Ermordung und Unterdrückung. Ich gehöre zu den Millionen, die diesen Traum seit Jahren als einen Traum betrachten, für den es sich zu sterben lohnt. Aber wenn Israel nach dem 7. Oktober nicht den Sieg anstrebt, ist der Zionismus tot.»
Rozman bringt seine persönliche Perspektive als jemand ein, der selbst im Gaza-Konflikt von 2009 kämpfte. Er weist darauf hin, dass seine beiden Brüder an den jüngsten Auseinandersetzungen beteiligt waren.
Zu den Berichten bezüglich eines zwei Monate dauernden Waffenstillstandsangebots Israels im Austausch für die schrittweise Freilassung von Geiseln durch die Hamas, argumentiert der Autor: Ein solcher Deal wäre ein grosser Erfolg für die Hamas und ein schwerwiegender Verlust für Israel, da er die Sicherheit Israels nachhaltig untergraben und die Effizienz extremer Gewalt zur Freilassung von Terroristen demonstrieren würde.
Rozman warnt vor den möglichen langfristigen Auswirkungen einer solchen Einigung, darunter eine weltweite Sympathiewelle für die Palästinenser, die Stärkung der Hamas und die Diskreditierung der Palästinensischen Autonomiebehörde. Er unterstreicht die Bedeutung eines klaren Sieges, um die Wiederaufrüstung und den Wiederaufbau der Hamas zu verhindern.
Aufgrund historischer Beispiele ist Rozman der Meinung, dass nur ein vollständiger militärischer Kontrollgewinn über den Gazastreifen die langfristige Sicherheit Israels gewährleisten könne.
Rozman schliesst mit der Forderung, dass Zionisten weltweit bereit sein sollten, mit allen Mitteln, seien es Waffen, Worte, Geld oder Gebete, für ein Israel zu kämpfen, in dem Juden und alle Bürger Sicherheit empfinden können, und nicht für ein Land, das vor Terroristen kapituliert.
Zahlreiche Experte widersprechen dem allerdings. Sie sind überzeugt, dass Israels Sicherheit nicht durch militärische Mittel erreicht werden kann. So sagte Hussein Ibish, Senior Resident Scholar am Arab Gulf States Institute in Washington, laut CNBC:
«Die Hamas ist nicht eine Gruppe von Individuen oder eine Reihe von Ausrüstungen und Infrastrukturen. Sie ist eine Marke, und solange es eine Gruppe von lebenden Palästinensern gibt, die sich Hamas nennen wollen, existiert die Hamas. Es ist äusserst dumm, einen Krieg zu erklären, der nicht zu Ende geführt werden kann. Doch genau das hat Israel getan. Und wenn die israelische Führung nicht anfängt, ihre Rhetorik über Kriegsziele zu reduzieren, wird Israel zwangsläufig scheitern, weil es sich unerreichbare Ziele gesetzt hat und die Siegesrede der Hamas mit ihren eigenen Proklamationen schreibt.»
Generalleutnant a.D. Ben Hodges, ehemaliger Kommandierender General der U.S. Army Europe, erklärte wiederum:
«Um die Hamas zu ‹eliminieren› oder zu zerstören, muss Israel die eigentliche Ursache der Hamas, ihre Existenzberechtigung, zerstören. Das bedeutet, dass Israel Fortschritte in Richtung einer Zweistaatenlösung und einer palästinensischen Staatlichkeit für den Gazastreifen und das Westjordanland akzeptieren muss.»
***
Jeremiah Rozman hat an der University of Virginia in Internationalen Beziehungen promoviert und sich dabei auf strategische/Sicherheitsstudien, Terrorismusbekämpfung, Konfliktlösung und asymmetrische Kriegsführung konzentriert. Er veröffentlicht Beiträge für das MirYam-Institut.
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2023 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Bestellung in CHF hier und in EUR hier.
**********************