Mit etwa 190’000 Soldaten war eine angeblich von Russland geplante Besetzung des Landes, einschliesslich der Einnahme von Kiew, nicht zu machen. Darauf weisen Experten wie der ehemalige Bundeswehr-General-Inspekteur Harald Kujat oder der Schweizer ex-Oberst Jacques Baud hin. Sie widersprechen den vorherrschenden Erklärungen über den russischen Einmarsch am 24. Februar 2022 in das Nachbarland.
Doch solche Stimmen stören nur den westlichen Propaganda-Chor vom «russischen Angriffskrieg», mit dem die Ukraine angeblich vernichtet werden solle. Russlands Präsident Wladimir Putin wolle die Sowjetunion wieder errichten und nach der Ukraine Westeuropa angreifen, heisst es gar.
Dafür gibt es keine Belege, wie unter anderem Kujat öffentlich erklärt, aber wen kümmert’s? So wie es im Westen auch anscheinend niemand kümmert, dass aus den von Putin im Dezember 2021 angekündigten «militärisch-technischen Massnahmen» nicht das werden musste, was es jetzt ist: Ein ausgewachsener Krieg mit Hunderttausenden Toten und Verwundeten, mit Elend, Leid und Not, wie sie jeder Krieg hervorbringt.
Bereits nach wenigen Tagen begannen vor zwei Jahren beide Seiten miteinander zu verhandeln. Daraus wurde nach Gesprächen Ende März 2022 in Istanbul ein verabredeter Waffensillstand und ein mögliches Kriegsende. Selbst ukrainische Gesprächsteilnehmer bestätigten inzwischen, dass Frieden möglich gewesen wäre – und dass Russland einschliesslich dessen Präsidenten diesen wollte.
Die Ukraine wäre wieder neutral geworden, wie es einst in der Verfassung stand, und hätte das Ziel der NATO-Mitgliedschaft aufgegeben. Russland hätte seine Truppen auf die Linie vom 23. Februar 2022 zurückgezogen – und viele Menschen auf beiden Seiten würden heute noch leben.
Doch die Friedenschance von Istanbul war nicht gewollt von jenen, die seit dem von den USA geförderten Putsch vom Februar 2014 in Kiew dort das Sagen haben. Der Westen wollte, dass der Krieg gegen Russland geführt wird, um dieses zu schwächen und gar zu «ruinieren» – bis zum letzten Ukrainer.
Die ukrainischen Soldaten kämpfen und sterben seitdem nicht für Demokratie und Freiheit, wie es die westliche Propaganda behauptet. Sie tun das auch längst nicht mehr für die Souveränität ihres Landes, denn das ist samt seiner Reichtümer längst an jene verkauft, die den Kurs der Kiewer Führung finanzieren und sie an der Macht halten.
Und erst recht nicht wird in der Ukraine «unsere Freiheit» verteidigt, wie schon nicht am Hindukusch. Nur ein westlicher Wert wird in diesem Krieg tatsächlich «verteidigt»: Die Freiheit des westlichen Kapitals, sich ungehindert die Rohstoffe anderer Länder unter den Nagel zu reissen, um selbst daraus Profit zu machen. Die westliche «Hilfe» wird die Ukraine noch teuer zu stehen kommen.
Dafür und für das immer wieder verkündete Ziel, Russland müsse ruiniert werden und dürfe nicht gewinnen, schickt der Westen weiter Waffen statt Diplomaten in die Ukraine. Die Aufrufe von ehemaligen Militärs wie Kujat und Baud, von früheren Diplomaten wie Michael von der Schulenburg und Chas Freeman sowie von vielen anderen Menschen, das Schlachten endlich zu stoppen, bleibt in den westlichen Hauptstädten anscheinend ungehört.
Wenn sich Länder wie Ungarn oder die Slowakei vorsichtig Gegenstimmen erlauben, werden ihnen die Folterwerkzeuge von EU (und NATO) gezeigt. Friedensinitiativen aus China, von afrikanischen oder südamerikanischen Ländern bleiben bis heute in Washington, Berlin und Paris unbeachtet. Dort werden stattdessen Kiew immer neue «Wunderwaffen» zugesagt, die der «Kornkammer Europas» endlich den Sieg bringen sollen.
Dafür wollen Politiker in Deutschland nach Haubitzen, Geschützen, und Panzern auch die «Taurus»-Marschflugkörper mit etwa 500 Kilometer Reichweite liefern. Die könnten auch russisches Territorium treffen – womit die westlichen Politiker erklärtermassen kein Problem haben.
Sie bedenken die weitreichenden Folgen nicht, auf die Militärexperten aufmerksam machen. So können die «Taurus» nur von Bundeswehr-Fachleuten vorbereitet werden und nur mit Hilfe deutscher Daten ihr Ziel erreichen. Dafür dürften übrigens die neuen, zentimetergenauen Karten von Russland für die Bundeswehr angefertigt worden sein, über die im Herbst 2021 berichtet wurde.
Wenn mit einem solchen Marschflugkörper von der Ukraine aus ein russischer Militärstandort getroffen wird, auf dem Atomwaffen gelagert werden, droht eine Kettereaktion, die Europa in Brand stecken kann. Es gab bereits ukrainische Angriffe auf den russischen Militärflugplatz Engels in der Region Saratow, wo atomwaffentragende Bomber stationiert sind. Davor warnen Ex-Militärs wie Kujat und die Friedensbewegung, während bundesdeutsche Politiker wie Roderich Kiesewetter unbedarft und von Journalisten unwidersprochen erklären dürfen, der Krieg müsse nach Russland getragen werden.
Unlängst hat unter anderem Putin im Interview mit dem US-Journalisten Tucker Carlson erneut erklärt, Russland sei bereit, den krieg durch Verhandlungen zu beenden. Auch Russlands Aussenminister Sergej Lawrow sagte das jüngst. Doch in den westlichen Hauptstädten bleibt das bis heute ungehört.
Und so wie der Westen den Krieg in die Ukraine brachte, weil es dort gegen Russland geht, sorgen seine Politiker aus dem gleichen Grund dafür, dass er nicht aufhört. Dafür sterben weiter jeden Tag Menschen, die zum Teil eine Sprache sprechen und eine jahrhundertealte gemeinsame Geschichte haben.
Russland wird ohne Entgegenkommen von Kiew und dessen westlichen Geldgebern diesen Krieg nicht einseitig beenden, bis es alle seine Ziele erreicht hat. Dazu gehört laut Militärexperten inzwischen wahrscheinlich auch die Einnahme des Gebietes um Charkow sowie von Odessa am Schwarzen Meer.
Soweit hätte es nicht kommen müssen, wenn auch nur ein Vorschlag von Moskau seit 2008, als es offen um die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine ging, vom Westen ernsthaft diskutiert und akzeptiert worden wäre. Das geschah bis zum 23. Februar 2022 nicht – bis Russlands Präsident wahr machte, was er zuvor angedroht hatte.
Wenn sich der Westen nicht ernsthaft um einen Verhandlungsfrieden bemühe, werde das Schicksal der Ukraine auf dem Schlachtfeld entschieden, warnte unlängst Ex-Bundeswehr-General Kujat. «Und wenn die Waffen schweigen, wird die Ukraine nicht mehr das sein, was es einmal war.»
Verantwortlich dafür sind wir alle, wenn wir den Kriegstreibern und -profiteuren in unseren Ländern nicht in die Arme fallen – auch wenn das unmöglich scheint. Aber wir müssen ihnen mindestens klarmachen, dass sie nicht in unserem Namen sprechen und handeln.
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